Stadtrechtsurkunde erneut in Riesa angekommen
Auf den Tag genau 400 Jahre nach der ersten Übergabe ist die bedeutsame Urkunde, in der Riesa das Stadtrecht erhält, am 28. Juli erneut in der Elbestadt eingetroffen.
Obwohl die Kutsche des kurfürstlichen Boten angeblich in Höhe des einstigen Gasthauses „stern“ (heute Stadthalle) von auf der Straße angeklebten Menschen aufgehalten wurde, eilte der Kurier spornstreichs zu Fuß vor das Riesaer Rathaus, wo er die Worte von Kurfürst Johann Georg verlas, den man später mit dem Zusatz „I.“ versah, weil nach ihm weitere Wettiner gleichen Namens in Sachsen herrschten. Zunächst stellte der herrschaftliche Kurier alias Mario König klar, wer hier das Sagen hatte, als ihm der etwas übereifrige Stadtwächter (Gunter Spies) und seine aufgeregte Magd (Anja Dietel) ins Wort fielen. Als wieder angemessene Ruhe herrschte, wurde das bedeutsame Dokument an Oberbürgermeister Marco Müller überreicht.
Das Stadtrecht hatte 1623 der Riesaer Gutsherr Christoph Felgenhauer (der im Jahr darauf auch geadelt wurde) beim Kurfürsten erreicht. Wesentlich waren vor allem die damit verbundenen Privilegien, u. a. das Brau- und Schankrecht und die Erlaubnis zur Abhaltung von zwei Jahr- und Viehmärkten pro Jahr. Marco Müller erlaubte sich jedoch außerdem einen träumerischen Blick aus der Sicht des 17. Jahrhunderts: „Ich kann mir vorstellen, dass der Kurier eines Tages gar nicht mehr mit der Kutsche kommt. Man wird mehrere Wagen aneinanderhängen und auf Schienen von Riesa nach Dresden und nach Leipzig fahren.“ Und Bauern und Handwerker würden die Riesaer auch nicht immer bleiben, sondern wohl mal ein Eisenhammerwerk bauen, in dem Stahl für Häuser und Brücken entsteht. „Und man hört von einer Erfindung aus dem fernen Italien, wo schmackhafte Röhrchen und Streifen aus Teig gemacht werden.“ Das alles könnte man sich in Riesa vorstellen.
Vor dem Rathaus hatte sich erfreulich viel „Volk“ eingefunden, um der wichtigen Zeremonie beizuwohnen. Weiblein und Mannsbilder genossen dann auch die kleine Kostprobe des Jubiläumsbieres „Riezower“, das extra zum Stadtrechtsjubiläum im „Hammerbräu“ gebraut wird. Bei dieser Gelegenheit stimmte der Oberbürgermeister alle auf die Jubiläumsfeier vom 8. bis 10. September ein – mit Handwerker- und Ehrenamtsmeile, Konzerten und Feuerwerk.