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Im grünen Bereich: Rudi hätte seine Freude gehabt

| Kultur

Der Rudi war ein feiner Kerl und ein begeisterter Gartenfreund. Nun ist er nicht mehr, hat aber einen Wäschekorb voller Utensilien zurückgelassen, in dem seine Kumpels Heinz und Jochen stöbern. Dabei fördern sie verschiedene Gegenstände zutage, mit denen man sehr lustig Musik machen kann – wenn man es eben kann wie Heinz Lindner und Jochen Rohde. Ihnen bereitete es zur Eröffnung der neuen Sonderausstellung im Stadtmuseum sichtlich Spaß, mit Percussion-Rhythmen und „feuchtfröhlichen“ Sketchen beim gleichfalls vergnügten Publikum die Vorfreude auf die Schau zu steigern.

Die Ausstellung „Im grünen Bereich“ bietet jedoch weit mehr als nur den Blick in Vergangenheit und Gegenwart der aktuell mehr als 3.000 Riesaer Kleingärten, die natürlich in einem eigenen Abschnitt betrachtet wird. „Wir wollen möglichst alle Facetten abbilden, die mit diesem Thema zusammenhängen“ so Museumsleiterin Anja Hirschberg. So führt der Rundgang vom Rathausplatz, im 19. Jahrhundert der erste grüne Platz der Stadt, zum Stadtpark, dessen dreifache Funktion für Landschaftsschutz, Naturschutz und Denkmalschutz ebenso beleuchtet wird wie die Rolle der Bürgerschaft bei seiner Gestaltung seit 150 Jahren. Parks wie in Gröba, Merzdorf und Jahnishausen bilden gleichfalls Refugien für Pflanzen, Tiere und Menschen. 

Die Bandbreite ist jedoch viel größer, reicht von der Gestaltung des Wohnumfeldes bis zum Bildungsgedanken durch den Schulgartenunterricht und zu ehemaligen und heutigen Gärtnereien, die sich dem Grün unternehmerisch verschrieben hatten und haben. „Und wir wollen auch zeigen, wer sich um Bewahrung und Schutz des Grüns kümmert, von der Stadt und ihren Gesellschaften bis zu vielen engagierten Bürgern“, so Anja Hirschberg. Die Mischung aus Text, Fotos, einem Video mit dem Drohnenblick auf Riesas grüne Bereiche und originellen Exponaten soll vieles vermitteln, ohne mit „Überinformation“ zu ermüden. Es ist gelungen!

Oberbürgermeister Marco Müller schlug den Bogen zur Bedeutung von Grünflächen für das Gesamtkonzept einer Stadt: „In Gegenwart und Zukunft wird die Planung und Gestaltung einer möglichst grünen Stadt gerade aufgrund klimatischer Veränderungen weiter an Bedeutung gewinnen.“ Große Plätze wurden schon von unseren Vorfahren als wichtige „grüne Lungen“ inmitten der Bebauung und des Verkehrs angelegt – am Kaiser-Wilhelm-Platz, der heute nach Puschkin benannt ist, am Poppitzer oder am Lutherplatz. Aktuell versucht Riesa beispielsweise mit der Aufwertung der Fläche „An der Gasanstalt“ und der Begrünung anderer Bereiche diesen Weg fortzusetzen. In allen Stadt- und Ortsteilen bietet sich viel Grün, das es zu bewahren gilt.

Es wäre ein Leichtes gewesen, die Ausstellung auch auf der doppelten Fläche zu gestalten. Die Resonanz war schon im Vorfeld sehr groß, das Museum konnte – und musste (!) - aus einer Fülle von Fotografien und Dokumenten auswählen, die ihm nach einem Aufruf zur Verfügung gestellt wurden. „Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Ausstellung von Riesaern für die Riesaer geworden“, betonte der Oberbürgermeister. Die dürfen sich gern weiter beteiligen und können an einem Baum mitten im Raum eigene Gedanken und Ideen hinterlassen. Zu sehen ist die detailreiche Schau bis 28. Juli jeweils dienstags bis freitags sowie sonntags im Stadtmuseum.