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Riesaer Steinkäuze zogen nach Ostfriesland

| Leben in Riesa

Das Steinkauz-Paar im Tierpark Riesa hat in diesem Jahr für vierfachen Nachwuchs gesorgt. Die allesamt männlichen Eulen haben ihre Geburtsstadt nun jedoch dauerhaft verlassen. Tierparkleiterin Janina Kraemer brachte sie ins ostfriesische Aurich. In Trägerschaft der Jägerschaft Aurich startete dort 2022 ein Artenschutzprojekt, das zunächst für fünf Jahre angelegt ist. Elf stationäre und mobile Volieren stehen im Umkreis von Aurich an Standorten, die den Ansprüchen der Steinkäuze an ihren Lebensraum genügen und zugleich eine engmaschige Betreuung gewährleisten.

Steinkäuze sind in Deutschland vielerorts ausgestorben, da sie zur erfolgreichen Jagd auf Mäuse, Würmer und Insekten auf Wiesenflächen mit relativ niedrigem Gras angewiesen sind – beispielsweise gepflegte Streuobstwiesen oder großräumige Weideflächen.

Projektleiter Matthias Bergmann stellt nun elf neue Paare aus mehreren Zoos und dem Wiederansiedlungsprojekt im Naturpark Nuthe-Nieplitz-Niederung (Brandenburg) zusammen. Im Winter haben die Tiere Zeit, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und Kontakt zu den schon ausgewilderten Artgenossen aufzunehmen. Anfang September wurden bereits 40 Steinkäuze aus dem ersten Jahr des Projektes in die Natur entlassen. Dabei handelte es sich um Familiengruppen, denn die 2022 eingesetzten Paare hatten erfolgreich vermehrt.

Die Eltern verlassen zusammen mit den Jungvögeln die Voliere. Dafür haben sie mehrere Wochen Zeit, in denen sie durch die stets offene Tür in die vertraute Umgebung zurückkehren können. In kurzer Entfernung zur Voliere sind mehrere Kästen mit Marderschutz als Versteckmöglichkeit angebracht, die fehlende natürliche Nist- und Ruheplätze wie Baumhöhlen ersetzen. Spezielle Futterkästen gewährleisten die Versorgung der ausgewilderten Tiere, bis sie selbst ausreichend Beute machen. 

Matthias Bergmann ist zufrieden: Neben dem Erhalt der Auricher Wallheckenlandschaft sowie der Anpflanzung neuer Streuobstwiesen auf mehr als 100 Hektar identifizieren sich Landwirte, Betreuer und Anwohner gleichermaßen mit „ihren Steinkäuzen“, die direkt vor ihrer Haustür und unter ihrer aktiven Beteiligung wieder dorthin zurückkehren, wo sie Ende der 1970er Jahre ausgestorben sind. 

Riesas Tierparkleiterin Janina Kraemer zieht ein positives Fazit ihres Besuchs: „Mit der Überlassung unserer vier Steinkäuze unterstützen wir ein gut durchdachtes Artenschutzprojekt in einem optimal geeigneten Lebensraum. Bedrohte Tierarten können weltweit nur in wenigen Fällen wieder in ursprünglichen Habitaten angesiedelt werden, da sie oft bereits zerstört sind, aber hier ist das anders. Als Leiterin einer kleineren zoologischen Einrichtung freue ich mich sehr, dass wir einen aktiven Beitrag leisten können.“ (FVG)