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Erinnerungen und Emotionen - Sonderausstellung zum Klubhaus „Joliot-Curie“ im Museum

| Leben in Riesa | Kultur

Zweimal musste Museumsleiterin Anja Hirschberg den Erzählern ganz diskret mit einer Rose des Dankes „ins Wort fallen“. Sowohl Werner Zawischa als auch Christian Lorenz hätten vermutlich den ganzen Abend lang Anekdoten und Episoden aus der Geschichte des Klubhauses und des Volkskunstensembles „Joliot-Curie“ zum Besten gegeben. Die Eröffnung der Sonderausstellung „KULTURARBEIT großgeschrieben“ zur Geschichte des Klubhauses weckte eben viele Erinnerungen beim Publikum im Stadtmuseum.

Während Lorenz als Schlagzeuger in der Blaskapelle agierte, sorgte Zawischa im Terzett mit Organisationsleiter Ingo Plato und dem legendären Chef Herbert Risse dafür, dass an 300 Tagen im Jahr kulturelles Leben stattfand – Lesungen und Ausstellungen, Kabarett und Dia-Vorträge, Jazz- und Schlagerkonzerte. Beim „bunten Weihnachtsteller“ traten im Filmpalast etliche „Westkünstler“ auf, der clevere Risse und sein Team bekamen vieles hin.

Ein enorm wichtiger Teil war die eigene kreative Arbeit der Menschen, die keineswegs nur aus dem Stahlwerk kamen, auch wenn das Klubhaus der Gewerkschaften dem größten Betrieb der Region angegliedert war. Die Ausstellung bietet eine Fülle an Eindrücken aus vierzig Jahren Klubhausarbeit - von der Keramik- und Metallgestaltung bis zum Fotoklub, den Aquarianern, den Schachfreunden und der Indianistik.

„Neben der oft harten Arbeit war das Geschehen im Klubhaus für viele Menschen ein wichtiger Inhalt ihrer Freizeit, für manchen sogar eine zweite Heimat“, verwies Oberbürgermeister Marco Müller auf die Bedeutung des Hauses für das Leben in unserer Stadt. Das hatte auch Martin Tritschler vom Sprungbrett e.V. erkannt, der über ein Zeitzeugenprojekt die Schau maßgeblich mit initiierte.

Die Klubhausära endete 1991 relativ abrupt, weil der Träger Stahlwerk wegfiel und die Interessen der Menschen anders gelagert waren. „Doch jeder, der Veranstaltungen besucht hat oder selbst kreativ war, konnte Erfahrungen ein Leben lang bewahren“, so der Oberbürgermeister. Er verwies auch darauf, dass der Konzertchor Riesa, das Kreative Zentrum und das Tanzstudio „Live“ die Tradition in der nächsten und bereits übernächsten Generation fortsetzen.

Dennoch sind die Erinnerungen noch frisch, das bewies auch der Ansturm zur Eröffnung der Ausstellung. Natürlich wurde anhand der bunten Vielfalt der Exponate und Dokumente geschwatzt und auch ein wenig von den „alten Zeiten“ geschwärmt. Ute Thomas, einst Tänzerin im Volkskunstensemble, erinnerte sich mit früheren Mittänzerinnen an aufregende Reisen nach Ungarn und an die unvergesslichen Eindrücke der X. Weltfestspiele 1973 in Berlin, als der Hauch der großen weiten Welt durch die kleine abgeschottete DDR wehte.

Die Sonderausstellung ist bis zum 23. April 2023 zu sehen.