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Feriencamps und anderes – Nachwuchswerbung im Handwerk

| Wirtschaft

Die Stimmung scheint unterschiedlich zu sein unter den Handwerksbetrieben in Riesa und der Region: Von „das Niveau ist viel schlechter als früher“ bis „inzwischen entdecken auch Leute mit Abitur das Handwerk“ reichten die Aussagen gestandener Meister, als die Kreishandwerkerschaft Region Meissen (KHS) kürzlich zum Pressetermin geladen hatte, um Bilanz zu ziehen und über neue Vorhaben und über die Nachwuchsgewinnung zu sprechen.

Mit dem Projekt „Wandel durch Innovation in der Region“, kurz WiR, haben die Handwerker einiges in Gang gesetzt, um ihre Gewerke in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Nicht nur die Industrie, auch das Handwerk ist heute hochmodern, für die Gesellschaft sowieso unverzichtbar und als Lebensperspektive für junge Menschen zunehmend attraktiv. Die jungen Menschen wissen es nur noch nicht immer.

Deshalb besteht Einigkeit, dass weiterhin intensiv um junge Menschen geworben werden muss – vor allem mit Einblicken in die Praxis, mit Aktionen, wo Kinder und Jugendliche selbst tätig werden und erkennen, wie unter ihren Händen ein nützliches Produkt entsteht. „Die praktische Arbeit, das ,Machen‘ ist ganz wichtig“, sagt Dachdecker André Heynitz aus Lommatzsch. Die Firma Elektro-Köhler aus Zeithain hat alle neuen Lehrlinge fürs nächste Ausbildungsjahr schon zusammen: „Bei uns wird immer vorher ein Praktikum gemacht“, so Chef Andreas Köhler, der sich zugleich freut, dass einer der Neulinge aus der Offenen Werkstatt den Weg zur Elektrotechnik gefunden hat. Köhler gibt aber auch zu, dass sein Unternehmen mit 95 Mitarbeitern bei der Suche nach Nachwuchs personell anders agieren kann als kleinere Betriebe.

Für die Berufsorientierung junger Menschen spielen sowohl die erwähnte Offene Werkstatt (Lange Straße) als auch die Jugendbauhütte im alten Rittergut Gröba (siehe Foto) als Teil des WiR-Projektes eine Vorreiterrolle im Freistaat. Dachdecker Heynitz lobt die Initiativen der Kreishandwerkerschaft: „Es ist ein Glück für Riesa, was hier passiert, das muss noch viel bekannter werden, sowohl bei den Lehrern als auch den Eltern.“ Diese müssten schließlich die Jugendlichen animieren, sich für die Angebote des Handwerks zu interessieren. 

„Bei Gesprächen in der Staatskanzlei haben wir das Ziel klar definiert, solche Berufsorientierungszentren sachsenweit zu etablieren“, sagt KHS-Geschäftsführer Jens-Torsten Jacob. Bei der Jugendbauhütte ist man auf einem guten Weg: „Im Frühjahr sollen die Fenster der Werkstatt eingebaut werden, 2026 wollen wir auch Übernachtungsmöglichkeiten schaffen“, so Jacob. Die Offene Werkstatt bietet erneut Feriencamps an (siehe Extrabeitrag) und plant für die Osterferien wieder „Berufetage“ in mehreren Gewerken. Die Premiere im Vorjahr lief durchwachsen, manches war gut besucht, anderes nicht. „Wir müssen das noch systematischer angehen, um auch die Eltern und Schulleitungen mit ins Boot zu bekommen“, so Werkstattleiterin Cornelia Hartzsch. Es bleibt ein mühsamer Weg.

Winterferien in der Offenen Werkstatt 

Lust auf handwerkliches Ausprobieren oder einen spannenden Videodreh? Dann sind Kinder ab zehn Jahre in den Winterferien in der Offenen Werkstatt Riesa genau richtig. Vom 17. bis 21. Februar wird in der Holzwerkstatt an einer Schatzkiste aus recycelten Massivholzbrettern getüftelt. Parallel dazu werden in der Filmwerkstatt mit dem Smartphone individuelle Videoclips gedreht. In der zweiten Woche (24. bis 28.2.) steht zusätzlich zur Holz- und Filmwerkstatt auch 3D-Druck im Programm. Auf modernen 3D- Druckern können die Kinder Grundlagen des Programmierens erlernen und zum Schluss ein kleines Kunstwerk herstellen, das sie natürlich mit nach Hause nehmen dürfen. 

Zum Abschluss jeder Projektwoche erhalten die Mädchen und Jungen ein Zertifikat für die kreativsten Ideen und Arbeiten. Die Anmeldung ist bei Cornelia Hartzsch unter E-Mail hartzsch@khs-meissen.de oder Tel. 0162 - 845 9610 möglich.