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Showtanz-WM in Riesa: Abschluss einer grandiosen Ära

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Mit Slowenien schloss sich der Kreis: Die Tänzerinnen und Tänzer aus dem kleinen Land in Südosteuropa gehörten von Anfang an und über die gesamte Zeit hinweg zu den prägenden Figuren bei den Riesaer Tanzwochen. Beim Auftakt, der Europameisterschaft 1997 in der WM-Halle, siegte die slowenische Formation mit einer fulminanten Darbietung. Ob 2024 womöglich Kinder der Siegerinnen von damals dabei waren, ist nicht überliefert, aber bei der letzten Showdance-Weltmeisterschaft in der WT Energiesysteme Arena sahnte Slowenien in der Eliteklasse gleich fünf der sechs Goldmedaillen ab. 

Lediglich im Damensolo konnte Anastasiia Anikieieva aus der Ukraine diese Dominanz brechen. Die deutschen Tänzer holten beim Galaabend zwar kein Gold, wussten aber mit mehreren Silber- und Bronzemedaillen zu überzeugen. Mit Coswig/S. und Leuna sind dabei endlich auch ostdeutsche Tanzhochburgen vorn dabei.

Abzüglich der Pandemiepause und eines Abstechers nach Prag waren es 25 Showdance-Weltmeisterschaften in Riesa. Seit 1999 in der großen Arena, seit 2002 in der heutigen kompletten Dimension für Kinder, Junioren und Erwachsene. Und so waren die Gefühle dann auch zwiespältig. Einerseits scheint der Abschluss, auch mit Blick auf den Rückzug von „Macher“ Michael Wendt (siehe Extrabeitrag), irgendwo logisch, andererseits mischte sich bei vielen Wehmut in die Emotionen. Riesa hat für das Tanzen weltweit Maßstäbe gesetzt, eine Ära ist zu Ende gegangen!

Das Publikum bekam jedenfalls auch zum Abschluss hochklassigen Tanzsport geboten, die Mischung aus originellen Choreografien, tollen Kostümen, großartigem tänzerischem Können und brillanter Ausstrahlung weckte Emotionen auf und vor der Bühne. Und am Ende der Wettbewerbe sprudelten wie in jedem Jahr die Gefühle endgültig über; als den Besten der Welt die goldenen, silbernen und bronzenen Medaillen überreicht wurden. Dabei ist die Konkurrenz sportlich sehr eng, das Niveau in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Auch wenn Slowenien gerade das Gegenteil zu beweisen scheint: Heute kommen deutlich mehr Nationen für Siege und Medaillen in Frage als noch vor zehn Jahren, als drei oder vier Länder das Championat im Wesentlichen bestimmten. Tanzen ist und bleibt weltweit populär. 

Geblieben ist die Atmosphäre, die Riesa schon immer kennzeichnet: „Alle sind Rivalen im Wettbewerb, aber enge Freunde im Umgang miteinander“, erklärt IDO-Ehrenpräsident Michael Wendt den familiären Charakter der Riesaer Titelkämpfe. „Die Sportler aller Nationen verstehen sich prächtig, wir würden uns wünschen, dass es überall auf der Welt so wäre“, sagte Riesas Oberbürgermeister Marco Müller bei der Finalveranstaltung.

Ovationen für Michael Wendt

Große Gefühle gab es schon zu Beginn des Finalabends. Die Showdance-Weltmeisterschaft bildete auch den Abschluss der Arbeit von Michael Wendt, waren die letzten in seiner verdienstvollen Laufbahn. Der frühere Präsident und jetzige Ehrenpräsident er International Dance Organization (IDO) feiert im Dezember seinen 77. Geburtstag und möchte das Steuer nun an andere übergeben. Michael Wendt wurde von Riesas Oberbürgermeister Marco Müller und der FVG Riesa unter anderem mit einer großen Foto-Collage und einer symbolischen Goldmedaille verabschiedet und genoss zu Recht die stehenden Ovationen der Tänzer und Zuschauer. Sie galten ebenso seiner Gattin Christa, die an wichtigen Stellen im Organisationsteam der Weltmeisterschaften fungierte. 

Die Beifallsbekundungen und die Abschiedsstimmung gingen dem Hamburger sichtlich nahe. Ohne Wendt hätte es Riesas Tanzwochen vermutlich nie gegeben, er etablierte gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Wolfram Köhler diese Großveranstaltung und führte sie auch mit Köhlers Nachfolgern Gerti Töpfer und Marco Müller kontinuierlich fort. Wendt war der Mann an allen Ecken und Enden der Weltmeisterschaften, der Partner der FVG, Ansprechperson für Tänzer, Trainer, Funktionäre, Journalisten und Fans aus aller Welt. Zugleich war er ein Kämpfer für Riesa, das ihm zweite Heimat wurde, die Arena bezeichnete er gern als „zweites Wohnzimmer“. 

„Es ist jetzt Zeit. Ich war mehr als 100 Tage im Jahr für das Tanzen in der Welt unterwegs. Jetzt möge auch meine Familie und vor allem meine Frau Christa mehr von mir haben“, so Michael Wendt. Nur auf dem Sofa wird man einen umtriebigen Menschen wie ihn aber nicht erleben: „Ich bin mit meiner Agentur nach wie vor für die Präsentation der Partnerstädte beim jährlichen Hamburger Hafengeburtstag verantwortlich. Gerade haben wir den Vertrag bis 2027 verlängert.“