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Ein Privileg, seine Stimme abgeben zu dürfen

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Die meisten Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums, von einigen bereits 18-Jährigen abgesehen, durften bei der Wahl zum sächsischen Landtag am 1. September noch nicht teilnehmen. Dennoch wurden in der Aula des Hauses am Friedrich-Ebert-Platz von 243 Jugendlichen der 8. bis 12. Klassen fleißig abgestimmt, welcher Kandidat und welche Partei ins hohe Haus in Dresden einziehen sollten. 

Wie an vielen anderen Schulen auch führte das Gröbaer Gymnasium eine Juniorwahl durch, die fast genauso wie die echte Wahl ablief. Alle Schüler erhielten eine Wahlbenachrichtigung, es wurden originale Stimmzettel mit den wirklichen Kandidatinnen und Kandidaten verwendet, angekreuzt wurde geheim in der Wahlkabine. Den Wahlvorstand bildete die in der Schule bestehende AG Pressearbeit. Wesentlicher Unterschied: Aus praktischen Unterrichts-Gründen ging jede Klasse geschlossen zur Wahl. Da fast alle mitmachten, kam eine Beteiligung von 95,4 Prozent zustande. „Viele haben es als Privileg gesehen, dass sie hier ihre Stimme abgeben dürfen“, sagte Timur Linke, der zum Wahlvorstand gehörte. Julian Göhringer, nach erfolgreichem Abitur inzwischen Externer, wertete alle Resultate detailliert aus: „Alles ist gut verlaufen, und viele kennen sich politisch durchaus schon etwas aus.“

Auf Initiative der Bundeszentrale und der Landeszentralen für politische Bildung wurden derartige Wahlen in vielen Schulen in ganz Deutschland durchgeführt. Sie sollen die Kinder und Jugendlichen mit den Gepflogenheiten der demokratischen Willensbildung vertraut machen. „Für die meisten war es die erste authentische Berührung mit dem demokratischen Prozess“, sagte Peter Pfennig, der das Projekt verantwortlich betreute. Informiert habe man sich beispielsweise im Wahl-O-Mat oder bei Familie und Freunden, so Linke. Das sagte auch die Tafel aus, auf der man, natürlich anonym, genau diese Entscheidungshilfen benennen konnte.

Und wie stimmten die jungen Leute vom WHG nun ab? Die Ergebnisse ähnelten teilweise denen der Sachsenwahl, es gab aber auch prägnante Unterschiede. So erhielt CDU-Kandidat Falk Müller 79 Erststimmen, AfD-Bewerber Carsten Hütter belegte mit 57 den 2. Rang, was bei der Landtagswahl bekanntlich andersrum ausging. Bei den Zweitstimmen siegte die AfD mit 24,8 Prozent vor der CDU mit 21,8 Prozent. Außerdem sind die SPD und vornehmlich die Linke mit jeweils rund 11 Prozent bei den Schülern populärer als im „wahren“ Leben, während das BSW etwa wie in der Wirklichkeit, die Grünen hingegen mit weniger als zwei Prozent völlig „unter dem Radar“ einkamen. Dafür wäre „Tierschutz hier“ im Gröbaer Gymnasium über der Fünf-Prozent-Hürde eingelaufen.